Reisebericht Sierra Leone 2023

Wir sind in Salone angekommen - und das sehr angenehm. Wir wurden in Premium Economy geupgradet (vermutlich wegen Mazens bezauberndem Lächeln). Immigration ging überaus flott und nun geht es ans Akklimatisieren.

Wir starten heute früh in den neuen Tag. Die Ziege, die vor unserem Fenster angebunden ist, spielte den Wecker. Wir treffen heute Kai, der Pastor der Gemeindegründung in Lungi. Später fahren wir dann nach Makeni

Sie selber haben drei Kids: Jeremia (18), Eduard (12) and Esther (7). Kürzlich haben sie noch eine junge Frau aufgenommen, die schwanger und vom Kindsvater verlassen wurde

Ihr nächster Schritt ist der Bau eines kleinen Gebäudes für die Kirche. Das Land dazu konnten wir bereits kaufen. Weiter ist Kai am überlegen, woe er durch eine passende Geschäftsidee sein Einkommen steigern könnte, um die Gemeinde und die Familie besser zu unterstützen

Sierra Leone war lange eine Kolonie von England - seit 1961 unabhängig. Es leben 7.5 Millionen Menschen verteilt auf knapp 72‘000 qkm.

Es gibt verschiedene Stämme und Sprachen - die meisten verstehen sich als Krio, als Nachfahren der Freigelassenen oder Zurückgekehrten Sklaven.

Freetown, die Hauptstadt, war lange die Freie Stadt: wer als Sklave hierherkam, war frei. So zB Samuel Crowther - ein Sklave aus Nigeria, der später in seiner Heimat die Bibel in seine Sprache übersetzt und zu einer eigenen Kultur beigetragen hat.

Salone steht auf dem 181. Platz des Human Development Index - einem Mass für die ganzheitliche Entwicklung eines Landes. Die Schweiz ist auf Platz 1, Deutschland auf 9 und Salone auf dem zehntletzten Platz - gleich hinter Afghanistan. Seit einem blutigen Bürgerkrieg um die Jahrtausendwende und der Ebolakrise 14/15 ist das Land sich aber wieder am entwickeln- leider vor allem durch zweifelhaftem chinesischem Einfluss.

Das Land ist reich an Bodenschätzen, Landwirtschaft und tollen Menschen. Diesen Juni finden die alle 5 Jahre stattfindenden Präsidentenwahlen statt. Sie werden jetzt schon von zunehmenden Spannungen begleitet

Wir sind nun in 3Miles Makeni angekommen. Machen nun kurz Pause und gehen dann die Schule, Kirche und Projekte besuchen

Gleichzeitig sind wir sehr herausgefordert vom Dreck, der Not und Armut

Glorious ist unsere Heldin. Wir haben sie 2002 in einem Flüchtlingslager in Nigeria kennengelernt. Sie wurde wären dem Krieg in Freetown entführt und musste einem der Rebellenkommandanten dienen. Als die Britten das Lager angriffen, konnte sie fliehen und endete schlussendlich in Nigeria.

2004 halfen wir ihr, in ihre Heimat zurück zu kehren und ihr Studium zu beenden. Andchliessend haben wir in Allentown das erste Projekt gestartet: Lesen und Schreiben für Erwachsene. Viele hatten wegen des Krieges nie die Möglichkeit, die Schule zu besuchen. Daraus ist dann unsere erste Kirche in Grafton entstanden.

Seit 2004 ist Glorious nicht nur unsere engste Mitarbeiterin. Sie ist ein Vorbild für ihre Bereitschaft, sich ganz zu verschenken, mutig neue Projekte zu starten, sich um Menschen zu kümmern und dabei auf die Hoffnung hinzuweisen, die in der Auferstehung von Jesus ist.

Und jedes mal, wenn wir in Sierra Leone unterwegs sind, staunen wir, was wieder Neues durch Glorious entstanden ist. Sie ist eine Heldin, die wohl nie auf einer grossen Bühne stehen wird oder in einer grossen Kirche gefeiert werden wird. Doch ich weiss, dass durch sie so viel Not gelindert und so viel Segen geschieht, dass ihr einmal ein ganz grosses Freuden- und Ehrenfest bereitet werden wird!

A new day!

Wir hatten eine sehr ruhige und erholsame Nacht. Unser Plan heute ist, Kabala zu besuchen. Die Fahrt dauert ca 2h hin und dann wieder zurück. Wir treffen dort Menschen in einem Dorf, mit denen wir seit letzten Juli im Kontakt sind. Der Besuch damals habe ich als sehr düster in Erinnerung. Die Armut und der Dreck standen wie eine dunkle Wolke über dem Ort.

Zuerst nun aber Frühstück- hier ist übrigens erst 8:00h

Und dann besuchen wir die Primarschule von 3Miles

Unsere ersten Treffen in 3 Miles fanden unter einem Mangobaum und danach in einem Lagerhaus statt.

Aus einem unscheinbaren Anfang ist eine Kirche, eine Schule, eine kleine Klinik und ein Landwirtschaftsprojekt gewachsen.

In der Schule sind aktuell 200 Schüler:innen eingeschrieben. Die Warteliste enthält weitere 100 Kids, aber der Platz ist zu eng für weitere Aufnahmen.

Die Primarschule ist in sechs Klassen unterteilt

Wir haben Benzin gefunden - doch nun ist der Alternator defekt!

Wir nutzen die Zeit für ein ausführliches Gespräch mit Denis

Wir sind in Kambia SSS Curve. Das Dorf hat uns um Hilfe gebeten, eine Schule zu gründen, eine Kirche zu starten und einen Brunnen zu graben. Zwei Personen aus dem Dorf waren am letzten Training im Juli mit dabei. Sie haben viel davon gleich angewendet.

Sie sind nun dran, ein Gebäude für die Schule und die Kirche zu bauen. Und eine andere NGO hat zugesagt, ihnen beim Bau eines Brunnens zu helfen

Eigentlich wollten wir heute Abend nach Bo weiterfahren. Wir bleiben nun aber die Nacht in Kono. Autofahren ist gefährlich hier - und im Dunkeln sind Unfälle vorprogrammiert. Morgen brauchen wir viel Gnade, damit es bis nach Bonthe reicht. Wir fahren von Kono über Kedima nach Bo ind von dort nach Yagoi. Von dort geht es mit dem Schiff nach Bonthe.

Aber für heute heisst es erstmal: Warmes Wasser suchen, Staub des Tages abwaschen, Füsse hochlegen und einen Quicklunch essen…

Unsere erste Begegnung heute beim Frühstück war mit einem Schweizer. Hotels und Flughafen sind Orte, um Interessante Menschen kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen.

Unser neuer Bekannter kommt aus Thun. Er ist mit Geschäftspartnern hier, um Diamenten- und Goldminen zu besichtigen und Geschäftsideen zu eruieren. Seine Freundin, die dieses mal nicht mitreiste, hatte bereits eine Idee für ein Hilfsprojekt, das wir gemeinsam weiterverfolgen könnten.

Wir haben es bis Yagoi geschafft - 12 Stunden Fahrt. Jetzt noch 1 Stunde auf dem Schiff…

Zuerst aber noch grosse Verhandlung mit dem Verantwortlichen des Landesteges - weil nächtliche Überfahrten verboten sind. Aber Glorious findet bestimmt eine African Solution

Touchdown in Bonthe. Übermüdet, unterzuckert und happy

Bonthe ist ein wunderschöner Ort auf Sherbro Island. Werde später auf meinem Sightseeing Run ein paar Bilder posten.

Bonthe hat einiges aus der englischen Konolialzeit bewahrt. Es ist einem friedlicher und hübscher Ort. Oft hat man das Gefühl, in der Zeit zurückgefallen zu sein. Doch dieses Gefühl trügt: denn die Menschen hier tragen denselben Wunsch nach einem selbstbestimmten, erfüllten und aufblühenden Leben wie jeder Mensch in der Schweiz. Ein Leben, das sich in und mit Jesus finden lässt.

Wir sind heute morgen im Gottesdienst der Vineyard Bonthe und treffen sm Nachmittag einige Leitende, um von ihnen zu hören, was sie als nächstes geplant haben und wo sie unsere Unterstützung wünschen.

Fatimata möchte gerne Krankenschwester werden. Hier bedeutet dies ein langer Weg. Sie muss zuerst die ganze Schule abschliessen, dann die WAS-Prüfung bestehen (vergleichbar mit Matur), sich über eine Aufnahmeprüfung für einen Studienplatz bewerben und dann auf eine Aufnahme hoffen. Die Schule selber dauert mindestens 4 Jahre mit geschätzten Kosten von 500 Dollar pro Jahr - hier ein kleines Vermögen…

Das sind noch ein paar Eindrücke von gestern. Wir brechen in 30 Minuten auf zum Speedboat. Die Überfahrt nach Yagoi werden wir heute bei Licht geniessen können. Von dort geht es nach Makaimba - in knapp 5 Stunden Autofahrt zu schaffen. Dort besuchen wir die Kirche und die Schule, die wir mitgründen durften. Spät sm Abend geht es dann Richtung Freetown. Wir werden irgendwo unterwegs in einer Absteige übernachten, damit wir am Dienstag noch die Projekte in Grafton besuchen können.

Aufhängung geflickt - es geht weiter.

Naja - 500 Meter weiter ist die Lenkstange Links vorne gebrochen

Lansana konnte das Ersatzteil organisieren. Die Reparatur dauerte 15 Minuten. Das Ersatzteil organisieren 4 Stunden. Aber: sei flexibel, sagt die Bibel. Wir fahren nun weiter bis Allentown und werden dort übernachten. Morgen treffen wir dann unsere Freunde in Grafton und am Nachmittag holen wir den Besuch in Makaimba nach - so das Auto will 🫣

Wir sassen im Schatten und im Funkloch. Die Zeit nutzen wir zum Lesen und zum Reden. Bisquits ubd geschmolzene Schokolade half dem Gemüt - und eine alte, verwirrte Dame hat uns zusätzlich unterhalten.

Und dank meiner 20 Jahre Afrikaerfahrung weiss ich: irgendwie geht es immer weiter. Einfach flexibel und geschmeidig bleiben…

Wir haben es bis Allentown geschafft! Danke, Jesus!

Kamara hat uns in Empfang genommen. Er ist neben Glorious unser langjähriger Mitarbeiter. Denn gleich neben unserer Unterkunft liegt seine Schule, in der alles begann. Hier haben wir die erste Literacy Class gestartet. Das erste Skill Training mit Seife machen und Stoff färben. Und daraus ist die erste Kirche in Grafton gewachsen.

Ich freue mich sehr, morgen kurz die Schule zu besuchen und später unsere Freunde in Grafton und in Makaimba zu treffen!

Zuerst aber gut Schlafen und etwas erholen - denn eine Dusche alleine reicht nicht, um all den Staub der Strasse und den Sonnenbrand vom Warten abzuwaschen

Und als Randbemerkung: heute traf ich in der Schule auch die Tochter von Kamara.
Sie heisst ...

Wait for it

...

Borisa

🫣

Neben vielen Kirchenfragen haben wir zwei nächste Herausforderungen definiert: die bestehenden sieben Lehrpersonen sollen die Gelegenheit erhalten, sich weiterzubilden. Ein dreijähriges berufsbegleitendes Programm kostet ca 550 Dollar. Und sie wünschen sich, dass einmal pro Monat die mobile Klinik vorbei kommt. Beim letzten Besuch haben sie 15 Kids auf Malaria getestet und alle waren positiv. Ebenso sollten alle kids regelmässig entwurmt werden und schwangere Frauen die wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen erhalten.

Die Dorfbewohner sind sehr glücklich über die Entwicklung und schicken ihre Kids gerne in die Schule und in die Kirche, obwohl viele von ihnen Moslems sins

Wir hatten eine tolle Nacht. Am Abend wurden wir durch den Beat der Valentines-Party im Garten gegenüber in den Schlaf gewiegt und am Morgen hat uns der Klang des Muezins zum Gebet gerufen. Es wurde dann nach einem kurzen Psalmgebet ein kurzes Gebets-Jogging nach Grafton und zurück.

Heute ist unser letzter Tag. Bevor wir um 19:10 nach Monrovia und dann Brussels losfliegen, gönnen wir uns eine Rundfahrt in Freetown.

Freetown eine Stadt mit reicher Geschichte. 1492 von einem Portugiesen ‚entdeckt‘. Von 1808 bis 1961 unter Britischer Herrschaft. Und nach Abschaffung der Sklaverei durch Wilberforce war jeder Mensch frei, sobald er hier den Boden betrat.

Heute ist Freetown eine typische afrikanische Grosstadt: geschäftig, dicht, laut und dank der hügeligen Lage mit einzugartigem Charme

Ready to take off. Angekommen, eingescheckt, zugmal kontrolliert worden, am gate rumhängen. Bald hat uns die Schweiz wieder!

Wir sind mit einer schönen Verspätung von 90 Minuten in Brüssels angekommen. Was für viele natürlich ärgerlich ist, bedeutet für uns mehr Schlaf und damit Erholung, um heute wieder ins Leben in der Schweiz einzusteigen.

Mit unserer Ankunft in Brussels beenden wir unsere Berichterstattung unserer Reise.

Wir schauen dankbar auf tolle, herausfordernde und inspirierende Tage zurück. Wir sind dankbar für die Einblicke in die Kirchen und Projekte. Es hat sich immer wieder gezeigt, dass unsere Freunde vor Ort eine tolle Arbeit machen und sehr viel Segen und Leben dadurch entsteht.

Gleichzeitig wurde uns neu bewusst, wie gross die Not ist. Wir bewegen daher aktuell ein paar weitere Projekte: Wäre es möglich, jungen Menschen durch finanzielle Unterstützung eine Ausbildung zu ermöglichen? Wie könnten wir ausgebildeten Arbeitskräften die Tools zur Verfügung stellen, damit sie ihre Arbeit besser machen können? Wie können wir die Landwirtschaftsprojekte grösser skalieren, damit den steigenden Nahrungsmittelpreisen begegnet werden kann und mehr Wertschöpfung geschieht?

diese Fragen werden uns in den nächsten Wochen weiter beschäftigen. Und eventuell werde ich in den nächsten Monaten in dieser Gruppe nochmals den einen oder anderen konkreten Schritt vorstellen.

bis dahin Danke ich dir, dass du uns nach Sierra Leone begleitet hast. Danke für dein Interesse, deine Gebete und guten Gedanken!